Sicher fit unterwegs“ – Polizei und Apotheke informierten
Aus dem Nichts kann im Straßenverkehr eine Gefahr auftauchen. Für Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger. Senioren haben die meiste Erfahrung. Aber: Sie sind überproportional an folgenschweren Verkehrsunfällen beteiligt. Dies schärfte Ralf Liebrecht, Kriminalpräventionsbeauftragter vom Polizeipräsidium Ulm, der Männerrunde in Hattenhofen ein. Die kannte ihn schon von einem früheren Vortrag. Diesmal kam er mit dem Thema „Sicher fit unterwegs“ ins Evangelischen Gemeindehaus. Ein Thema, das immer wichtig ist. Liebrecht führte aus: Senioren ab 65 waren laut Polizeistatistik in den jahren 2019 bis 2021 an gut einem Drittel der tödlichen Verkehrsunfälle beteiligt. Ob als Autofahrer, Fußgänger oder Radfahrer. 2020 lag der Anteil sogar bei über 40 Prozent. „Aufpassen!“ heißt es auch beim Pedelec. Unter den Verkehrsopfern mit dem Fahrrad mit E-Motor waren 2020 und 2021 elf und zwölf Prozent Menschen mit höherem Alter.
Deshalb gibt es die Kampagne „Sicher fit unterwegs“ der Verkehrswacht, der Polizei, des ADAC, des Landesseniorenrats und anderer Verbände. Vor Ort gibt‘s Veranstaltungen, in Kooperation mit der Polizei und dem Apothekerverband, teilte Liebrecht mit. Dazu gehören Fahrsicherheits-Checks. Senioren können sich da mal testen. Nicht unwichtig dabei: Fällt der Test nicht so gut aus, ist der Führerschein nicht in Gefahr. Jedenfalls nicht wegen des Tests, versichert Liebrecht. Es gibt auch ein Trainingsangebot mit dem Pedelec, Liebrecht kann es nur empfehlen. Im Angebot ist auch, ein E-Auto auszuprobieren. Das hat ja einen ganz anderen Anzug als ein Benziner. Und sogar ein Rollator-Training ist möglich.
De Landesapothekerverband ist mit im Boot – aus gutem Grund. „Oft gefährden Krankheiten die Verkehrssicherheit“, sagt der Apotheker Axel Eißer aus Göppingen als zweiter Referent des Abends. Das sei vielen nicht bewusst. Diabetes kann die Fahrsicherheit beeinflussen, bei Unterzuckerung oder auch Überzuckerung. Auch Bluthochdruck ist nicht ohne, Epilepsie sowieso nicht. Bei neurologischen Erkrankungen soll man die Fahreignung überprüfen lassen. Die zweite Botschaft, die Eißer den Männern mitgibt: Medikamente seien für ungefähr drei Prozent aller Unfälle mitverantwortlich oder verantwortlich. Häufig seien dies Schlaf- und Beruhigungsmittel, Schmerzmittel, aber auch Medikamente eben gegen neurologische Erkankungen, Mittel gegen Diabetes, Mittel gegen Allergien. „Wichtig also: der gezielte Einsatz“, sagt er.
Wer hätte es gewusst: Die Senioren stellen ungefähr ein Fünftel der Bevölkerung, brauchen aber 44 Prozent der Arzneimittel. „Neben- und Wechselwirkungen sind vorporgrammiert“, warnt der Apotheker. Sein Hinweis: Kostenlos ist die Medikationsanalyse in der Apotheke ab fünf verschiedenen Arzneimitteln, das zahlt die Krankenkasse. Eißer empfiehlt das einmal jährlich. Und man weiß ja auch: Bei Arzneimitteln fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker. Eißer geht auch auf besondere Therapiephasen ein: wenn man mit einem Medikament anfängt, wenn sich die Dosierung ändert, weitere Medikamente hinzukommen, wenn auch „einfache“ Erkrankungen mit Arznei behandelt werden. „Kann alles die Wirksamkeit beeinträchtigen“, sagt er.
(Jürgen Schäfer, NWZ/SWP)